Die Rekonstruktion der Orgel in St. Jakobi war das bislang größte Projekt für die Herbert-Ewe Stiftung. Von der ersten Idee bis zur feierlichen Einweihung am 19.September 2020 vergingen über 10 Jahre. In dieser Zeit gab die Stiftung den maßgeblichen Anstoß zur Umsetzung des Projektes, suchte Mitstreiter, Förderer, Sponsoren und Spender. Zusammen mit Partnern wie der Stiftung Kulturkirche St. Jakobi Stralsund, der Stadterneuerungsgesellschaft Stralsund mbH, der Hansestadt Stralsund, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege konnte das Projekt, das ca 2,5Mio € gekostet hat schließlich angeschoben und vollendet werden.
Ursprünglich sollte die zwischen 1870 und 1877 von dem Stralsunder Orgelbauer Friedrich Albert Mehmel gebaute Orgel (4 Manuale und Pedal) wieder rekonstruiert werden. Sie umfasste ca 4000 Pfeifen. Mehmel hatte aufbauend auf Vorgängerinstrumenten von Richter 1740/41 und Marx 1779/83 unter Nutzung des barocken Orgelprospekts von Michael Müller 1741/1783 ein riesiges Instrument entworfen, für das er u.a. schwere Eingriffe in die Statik der Konstruktion vornehmen musste, um alle Pfeifen (darunter auch 9m lange Holzpfeifen) unterzukriegen. Die Orgel in Stralsund war Mehmels größtes Instrument.
Im 2. Weltkrieg (1944) erhielt die Jakobikirche einen Bombentreffer und wurde schwer beschädigt. Erst 1953 konnten die wesentlichen Schäden beseitigt werden, aber zu dieser Zeit war die Orgel schon massiv geschädigt, Holzteile wurden abgebrochen und entwendet, Pfeifen gestohlen, der Spieltisch zerstört. 1995 wurde durch das Baugeschäft Viernow der Gustaf-Adolf Saal in einer komplett neuen Ebene hinter der Orgel eingebaut und so der Platz der Mehmel Orgel zusätzlich eingeschränkt. Der Zustand der Orgel wurde 2016 als Torso im Grad stärkster Zerstörung beschrieben. Das Instrument war klanglich verloren, viele Originalteile fehlten und ihr Aufbau war unbekannt. Der Traum einiger Stralsunder, die Wiederherstellung der Mehmel-Orgel wäre machbar, zerplatzte. Stattdessen wurde die Konzeption der Rekonstruktion durch die 2011 berufene Orgelkommission verändert und in informierter Handwerkstechnik ein neu gefertigtes Instrument im Stil des 18. Jahrhunderts hergestellt. Mit der Umsetzung wurde die Orgelwerkstatt Wegscheider aus Dresden betraut. Die Rekonstruktion des barocken Prospekt übernahm das Holzatelier Püschner aus Hartmannsdorf.